Am
Fr. 14.11.2008
Bauvisite 125: Haus am Wolfersberg
Hubmann • Vass, Architekten
Haus am Wolfersberg
Die Bauvisite 125 konfrontiert mit einer geradezu prototypischen Situation der so genannten „offenen Bauweise“. Das Einfamilienhaus am Wolfersberg sucht mit einer differenzierten Weiterentwicklung bekannter moderner Ansätze (Hofhaus, Nähe zum Garten) gültige Antworten auf die Probleme heutigen Wohnens in derartigen Nachbarschaften.
Das Grundstück: Eine Parzelle von 600m2, umgeben von ähnlichen Parzellen, die 15 Meter breite Schmalseite liegt an der Straße. Die Nachbarschaft bildet einen repräsentativen Querschnitt der Standards im Hausbau der letzten Jahrzehnte. Die Abstandsflächen zwischen Häusern, die so tun, als stünden sie allein auf weiter Flur, sind minimal. Keine spektakuläre Umgebung, aber von der Straße über das leicht nach Westen abfallende Grundstück fällt der Blick über die nahen Wienerwaldhügel. Eine Holzhütte am unteren Rand des Grundstücks erinnert an die wilde Zeit dieser Gegend: Die Siedlerbewegung nach dem 1. Weltkrieg.
Die Fragen der Moderne nach Gemeinschaft und Privatheit, Offenheit und Naturbezug, Aktivität und Identität, Schönheit und Sparsamkeit stellen sich im freistehenden Einfamilienhaus nach wie vor in verschärfter Weise. Welche ihrer Antworten können in einem Kontext unbeeindruckter Normalität Gültigkeit beanspruchen?
Das Haus ist zwischen fünf Höfen oder Gartenräumen angelegt, von denen zwei am unteren Garten durch bestehende Bäume dominiert werden: Ein schmaler, bambusbestandener dient dem Zugang, einer liegt an der Straße, er soll einen Kirschbaum bekommen, und ein dreiseitig von Wohnbereichen umschlossener Hof bildet die Mitte des Hauses. Diese Bereiche, Wohnraum, Küche und Kinderzimmer, überragen als flache „boîtes“ das niedrige Gründach des Straßengeschoßes, darüber bleibt die Silhouette des Wienerwalds sichtbar. Nur der gemauerte Kamin wird auch in zwanzig Jahren noch zeigen, wo hier das Haus ist. Im unteren Gartengeschoß, das an zwei Seiten mit Nebenräumen im Gelände liegt, sind die Wohnbereiche der Eltern und ein Gästezimmer den beiden Freiräumen mit großen Verglasungen zugeordnet. Noch eine Terrasse weiter unten steht die alte Holzhütte als Badehaus am Schwimmteich.
Differenzierte, aber haptisch affine Materialien schaffen eine Atmosphäre kultivierter Rauheit. Die Lüftungsklappen, Schiebewände, Drehtüren machen den „offenen“ Bezug von Innen- und Außenraum als ein Verhältnis bewusst, das nicht von selbst gegeben ist, sondern einer Handhabung bedarf. Über allem stellt das Gründach die Einheit der „tiefen“ Materialien her.
„Für die in Österreich tausendfach vorkommende Situation der knappen Parzelle ist das Hofhaus mit gut geschnittenen Freiräumen eindeutig die überlegene Lösung. Dass sie nicht öfter gewählt wird, ist unverständlich. (...) Insofern ist das Haus auch eine Aufforderung an die Industrie, Elemente für energetisch verträgliche Lösungen jenseits der geschlossenen Box zu entwickeln. Dass es sich in einem offenen Haus schöner wohnt, haben Hubmann und Vass mit ihrem Projekt jedenfalls einmal mehr bewiesen.“ (Christian Kühn, Presse Spectrum)
- Veranstaltungsort:
- Haus am Wolfersberg
Trennstraße 13
A - 1140 Wien
- Öffnungszeiten:
- 15:00
- Kontakt-E-Mail:
- office@oegfa.at
- Weitere Infos:
- http://www.oegfa.at/event.php?item=4951
- Kategorie:
- Führung/ Begehung